Ein Schuljahr in Dänemark

Patrizia verbringt seit August ein Schuljahr in Dänemark. Obwohl Dänemark ein eher untypisches Ziel für ein Auslandsjahr darstellt, hat Patrizia schon jetzt gewisse Vorzüge entdeckt. In ihrem Erfahrungsbericht erzählt sie von den Besonderheiten ihrer neuen dänischen Schule, den Strapazen ihrer Anreise, der Einführungswoche im Camp und ihrem Stundenplan. Für alle von euch, die selbst auch Lust auf einen Schüleraustausch in Dänemark bekommen haben, hat Patrizia noch einige hilfreiche Tipps parat.

Patrizias Erfahrungsbericht

Angefangen über ein Jahr im Ausland nachzudenken habe ich bereits mit ungefähr 11 Jahren. Damals habe ich von einem Musik-Gymnasialprogramm in Ungarn gehört und mich weiter informiert und bin auf ein Stipendium vom Bundestag gestoßen. Leider hätte ich dafür 15 Jahre alt sein müssen... Relativ schnell ist der Gedanke daran wieder in Vergessenheit geraten, bis ich Anfang 2013 durch Zufall wieder darauf gestoßen bin. Ich fand schnell heraus, dass man auch in viele andere Länder als in die USA gehen kann und beschloss, es nach einer ersten abgelehnten Bewerbung noch in Skandinavien zu versuchen. Letztendlich bin ich dann bei Dänemark gelandet.

Warum Dänemark?

Ich wollte in ein anderes Land gehen als die meisten anderen. Ich wollte nicht mein Englisch verbessern, sondern gleich eine komplett neue Sprache lernen.
Von den Dänen sagt man, dass es mit die glücklichsten Menschen der Welt sind. Außerdem hat Dänemark eine schöne Natur, ein gutes Schulsystem und so viel mehr zu bieten. Ich würde dort die Möglichkeit haben Vorurteile von unserem 'kleinen Nachbarland' zu widerlegen oder zu bestätigen.
Ich wurde auch schon einige Male von meinen Mitschülern gefragt, weshalb ich eigentlich in ihr kleines, langweiliges Dänemark gekommen sei und ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr was mich letztendlich dazu bewegt hat, aber ich bin total glücklich über meine Wahl!

Die Ankunft: 35 Kilo Koffer und zerrissene Reisetasche

Man sollte einem Mädchen niemals, wirklich niemals sagen, dass sie keine Gewichtsgrenze beim Gepäck hat. Aus dem Grund, weil die Schüler die von Deutschland nach Dänemark reisen mit dem Zug fahren und deshalb keine Gepäck-Höchstgrenze haben. Und ich dachte mir, ja super, kannst du mehr einpacken, weil das Gewicht keine Rolle spielt. Am Ende stand ich am Bahnhof mit einer Reisetasche von gefühlten 20 kg und einem Koffer der auf 35 kg kam. Das musste ich dann in den Zug wuchten und in Hamburg wieder aus dem Zug raus, danach ging es einmal quer durch den Bahnhof bis zu einem Bus. Am Ende bin ich im 'On Arrival camp' (Einführungscamp) in Nyborg dann mit einer zerrissenen Reisetasche angekommen.

Mein Camp in Dänemark

Im 'On-Arrival-Camp' hatten wir eine Woche total viel Spaß. Wir haben mit Leuten aus aller Welt alle möglichen lustigen und manchmal anstrengenden Sachen gemacht. Es gab nicht allzu viel Schlaf für uns alle. Wir haben eine Menge Dänisch gelernt und wir wurden darauf vorbereitet, uns vor allen Austauschschülern, Kontaktpersonen und Gastfamilien auf Dänisch vorzustellen.

Warten auf die dänische Gastfamilie

Als der entsprechende Tag, gekommen war, waren wir dementsprechend nervös. Wir mussten 2 Stunden in einer Turnhalle warten, uns von den anderen für ein halbes Jahr verabschieden und Briefe an unser zukünftiges Ich schreiben. Währenddessen hatten die Gastfamilien draußen eine Präsentation über das Leben als Gastfamilie. Die Aufregung stieg und die Zeit wollte kaum vergehen. Schließlich war der Moment gekommen und wir Schüler, 63 an der Zahl marschierten im Gänsemarsch aus der Turnhalle zu dem Platz, an dem die Gastfamilien saßen und stellten uns im Halbkreis Drumherum auf. Dann bekamen wir Reihum ein Mikrofon in die Hand gedrückt und mussten uns auf Dänisch vorstellen. Das muss man sich vorstellen: 63 Schüler sagen 63-mal dieselben 4 Sätze. Ich habe das Mikro irgendwann ganz am Ende in die Hand gedrückt bekommen, war aber trotz Nervosität zufrieden mit meiner Präsentation.

Die Fahrt zum neuen "Zuhause auf Zeit"

Ich wurde von meinen beiden Gasteltern abgeholt. Wir hatten ungefähr 300 Kilometer Fahrt vor uns, weil das Camp auf Fyn war und ich ganz im Norden von Jylland, dem großen Teil von Dänemark wohne. Am Anfang war es etwas, ja eigenartig. Wir kannten uns ja eigentlich gar nicht.

Morgensamling og Idraetsdag

Oder: Wie meine Schule hier so abläuft. Seit Mitte August gehe ich nun zur Schule hier. Mein erster Schultag hier war super gut. Ich besuche die erste von drei Klassen des Gymnasiums (entspricht ca. der 11. Klasse in DE). Das heißt, jeder in meiner Klasse ist neu hier, kennt sich nicht aus und kennt fast niemanden an der Schule. Ok gut, das ist nicht bei allen so, aber viele kennen sich einfach nicht.

Morgenversammlung

Jeden Monat gibt es eine große Morgenversammlung an denen sich die ganze Schule trifft. Dort stellen Lehrer ihre AGs (Arbeitsgruppe für Schüler) vor und nicht zuletzt werden wir, also die Austauschschüler, bei der zweiten Versammlung in diesem Schuljahr, die Mitte September stattfinden wird, vorgestellt. Wir sind übrigens vier an der Zahl an meiner Schule: Emma aus Italien, mit der ich auch in einer Klasse bin, Rodrigo aus Mexico und Augusto aus Brasilien und ich aus Deutschland. Wir haben zusammen drei Mal die Woche ‚Udvekslingsdansk‘, also Dänisch extra für Austauschschüler.

Gemeinschaft und Zusammenhalt

Während des Schuljahres gibt hier an der Schule sehr viele lustige Sachen. Eines davon, welches ich schon erleben durfte war der* Idraetsdag*, an dem alle sich Klassenweise verkleidet haben und dann in diversen verschiedenen Sportarten gegeneinander angetreten sind. Anfang September waren wir zwei Tage auf einer Klassenfahrt, um die Gemeinschaft zu stärken. Außerdem gab es für die ersten Klassen einen Ryste-Sammen-Dag, also einen Tag an denen wir in der Stufe durchmischt wurden und miteinander Spiele und Aufgaben machen mussten.
Hier in Dänemark in den Schulen wird sehr viel für eine gute Klassengemeinschaft und den Zusammenhalt getan, weshalb es kein Wunder ist, dass es hier kaum Mobbing oder Ausschließen gibt. Es gibt eine eigene Unterrichtsstunde jede Woche in der Sachen wie** Gemeinschaft und Zusammenhalt** besprochen werden. Außerdem wird jedes Jahr mindestens eine Geminschaftsfahrt gemacht. Diese wird aber nicht einfach nur "gemacht", sondern es wird auch viel über den tiefen Sinn der unternommenen Aktivitäten gesprochen. 

Meine Fächer

Die Schule macht hier viel Spaß und ich konnte mir ganz am Anfang aussuchen in welchen Zweig ich möchte, denn es gibt zum Beispiel eine Psychologie-, eine Musik- oder eine MathNat-Klasse (Mathe und Naturwissenschaften). Ich habe die Musikklasse gewählt, was bedeutet, dass mein Hauptfach Musik ist.

Außerdem belege ich:

  • Physik - Fysik
  • Biologie - Biologi
  • Chemie - Kemi
  • Dänisch – Dansk
  • Dänisch AP bzw. Sprachverständnis – Dansk AP
  • Musik  - Musik
  • Globalisierungskunde - Samfundsfag
  • Deutsch - Tysk

Die Unterrichtsstunden sind immer ein Modul lang. Ein Modul entspricht 95 Minuten. In jedem Modul gibt es eine flexible fünf Minuten Pause und zwischen jedem Modul sind 15 Minuten Pause. Große Pause ist dann um 11.20 Uhr und es wird dann Mittag gegessen.

Jeden Tag habe ich höchstens vier aber mindestens ein Modul. Dies wird ungefähr jede Woche neu verändert und verschoben. Hier in Dänemark wird in den Schulen nämlich mit einem Intranet gearbeitet, welches ‚Lectio‘ genannt wird. Dort bekommen die Schüler ein Konto, damit sie ihren persönlichen Stundenplan abrufen können. Außerdem werden dort Langzeitaufgaben eingereicht, man bekommt seine Noten und kann den Lehrern Nachrichten schreiben.

Generell schreibe ich hier nämlich keine direkten Klassenarbeiten. Man bekommt Langzeitaufgaben und muss diese teilweise im Unterricht und Zuhause bearbeiten und zu einem bestimmten Datum abgegeben, da diese benotet werden.

Die Pausen

In den Pausen trifft sich die ganze Schule im Grønegården (das bedeutet wörtlich übersetzt grüner Garten), wo die drei Stufen aus meiner Schule an den zugewiesenen Tischen sitzen. Damit die Klassen zueinander finden, gibt es ein Plakat auf dem steht an welchen Tischen welche Klassen sitzen. Ich habe relativ schnell Leute gefunden, mit denen ich in der Pause immer esse und sowas. Da ich aber noch am Anfang stehe, werde ich sehen, zu wem sich tiefere Freundschaften entwickeln.

Erwartungen und was die Zukunft bringt

Ich habe ehrlich gesagt, als ich her gekommen bin kaum Erwartungen gehabt. Dies war eines von den Dingen, die von meiner Organisation empfohlen wurden und die ich auch jedem Austauschschüler raten kann. Ich kam eigentlich mit "Null" Erwartungen hier hin und war positiv überrascht. Ich war überrascht von meiner Schule. Es ist super toll und mir gefällt es, dass so viel gemacht wird um den Klassen- und Schulzusammenhalt zu stärken. Ich habe mir den Schüleraustausch anders vorgestellt, ich weiß nicht wie, aber anders eben. Aber es gefällt mir so wie es ist.

Ich hoffe, dass mein Dänisch so gut wird, dass ich mich fließend auf Dänisch unterhalten kann. Ich hoffe, dass es so weiter geht mit meiner Klasse und ich etwas finde, was ich in meiner Freizeit machen kann. Wahrscheinlich werde ich einen Mal- und Zeichenkurs machen. Dies wollte ich in Deutschland schon immer machen, aber leider war ich immer von meinen Standardhobbies (welche ich nicht aufgeben wollte) ausgefüllt. Ausserdem werde ich in der Marschkapelle meines Gastvaters spielen. Zwar nur während der Proben, weil sie mir keine Uniform besorgen können, aber ich bin ziemlich glücklich, dass ich mein Tenor Saxofon weiter spielen kann.
Den Rest was das Jahr anbelangt, lass ich einfach auf mich zukommen wie es wird und hoffe, dass es noch eine gute Zeit wird!

Die TOP 3 Austauschorganisationen für Dänemark

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Tipps für zukünftige Austauschschüler

Den wichtigsten Tipp, den ich euch geben kann ist: Geht auf andere zu! Verlasst euch nicht darauf, dass ihr angesprochen oder vorgestellt oder total umsorgt werdet! Es kann in einzelnen Fällen schon sein, aber lasst mich das an meinem Beispiel erklären. Ich bin in die erste Klasse hier gekommen. Das heißt, alle werden wieder neu zusammen gemischt und keiner kennt sich, also wusste auch keiner, dass ich Austauschschüler bin. Ich musste auf alle Leute zugehen und sie immer wieder ansprechen. Sie waren zwar nicht uninteressiert, aber die Dänen sind etwas schüchtern, wenn es ums Englisch sprechen geht. Deswegen will ich auch so schnell wie möglich Dänisch lernen. Ich habe am Anfang ziemlich viel Englisch geredet. Jetzt nach 5 Wochen verstehe ich schon das meiste Gesagte und kann einfache Unterhaltungen führen. Besser wäre es gewesen, wenn ich von Anfang an versucht hätte Dänisch zu reden.

Mehr von Patrizias Schuljahr in Dänemark lesen?

Auf ihrem Blog findet ihr weitere spannende Berichte und News aus Dänemark. Einige tolle Bilder hat sie dort auch bereits hochgeladen.

Hier gehts zu Patrizias Dänemark-Blog

Weitere Auslandsjahr-Berichte lesen:

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