Erfahrungsbericht aus den USA: Irgendwo im Nirgendwo
Mein Auslandsjahr in Oklahoma - Sabrinas Erfahrungsbericht

von Sabrina

Meine Erwartungen, eine Gastfamilie in Kalifornien zu bekommen waren hoch. Schließlich hatte ich mich nicht ohne Grund für eine Organisation entschieden, die mit 90 %iger Garantie eine Gastfamilie in Kalifornien vermittelt, und rechnete schon fest damit, ein halbes Jahr an der Westküste zu leben. Doch es kam anders. Anfang Dezember letzten Jahres bekam ich nach langem Warten endlich Post von meiner Organisation. Voller Vorfreude öffnete ich den Brief und las, dass meine Gastfamilie aus Oklahoma kommt. Die Enttäuschung war zunächst groß, da ich Oklahoma gar nicht kannte und es in der Mitte der USA liegt. Doch schon in den folgenden Tagen wuchs meine Vorfreude und ich empfand es als etwas Besonderes, bald in Oklahoma leben zu dürfen.

Auf geht’s nach Oklahoma

Anfang Januar war es endlich soweit. Der Abschied von meinen Freunden war schon vor Weihnachten. Es gab eine Überraschungsparty für mich, was mich natürlich sehr freute. Der eigentliche Abschied nach der Party war sehr schwer, jedoch war es noch nicht besonders realistisch, da ich noch einige Tage in Deutschland hatte. Am Flughafen war der Abschied von meiner Familie nochmals schwerer, aber ehrlich gesagt, war die Vorfreude auf mein neues Leben am anderen Ende der Welt viel größer. Ich flog mit Lufthansa von Frankfurt nach Houston in Texas. Dort musste ich umsteigen und noch einmal 2 Stunden nach Oklahoma City fliegen. Die Einreise in die USA ist nicht besonders leicht, was mir schon im Vorhinein etwas Angst machte, da ich alleine flog. Ich hatte nicht besonders viel Zeit, um zum nächsten Gate zu gehen und so passierte es, dass ich meinen Anschlussflug verpasste. Der Schock war riesig. Ich telefonierte mit meinen Eltern in Deutschland und auch meine Gastmutter rief ich an. Schließlich waren sie diejenigen, die mich vom Flughafen in Oklahoma City abholen sollten. Bei diesem Telefonat wurde mir schon klar, wie unglaublich nett sie war. Sie beruhigte mich und sagte mir, dass es überhaupt kein Problem sei und dass ich mir keine Sorgen machen soll. Nachdem ich nach endlosem Suchen die richtige Auskunft gefunden habe, bekam ich mein neues Ticket. Zum Glück ging mein Flug nur 2 Stunden später. Endlich in Oklahoma City angekommen, empfing mich meine Gasfamilie mit offenen Armen. Ich hatte eine Gastschwester, die nur acht  Tage jünger war als ich. Ich lebte in einem sehr kleinen Dorf, ungefähr eine Stunde von Oklahoma City entfernt. Meine Gastfamilie hatte zwei Esel, zwei Ziegen, vier Hunde und noch ein paar Hühner. Für mich selbst war es keine große Umstellung, da ich hier in Deutschland auch in einem sehr kleinen Dorf lebe und es in meiner Umgebung viele Tiere gibt.

Meine ersten Tage waren sehr aufregend. Schon am ersten Wochenende lernte ich fast die ganze Familie kennen. Alle waren auf Anhieb super freundlich. Mit der Sprache hatte ich anfangs noch einige Schwierigkeiten, aber das hat sich schnell verbessert.

Mein Schulalltag

Ich war ein Freshman auf einer sehr kleinen High School bei mir im Dorf. Die Schule kann man kein Stück mit einer deutschen vergleichen. Ich hatte nur sieben Fächer und davon zwei, bei denen wir so gut wie nichts getan haben. Außerdem durfte ich mir meinen Stundenplan selbst zusammensetzen. Wie man es aus den Filmen kennt, gab es rechts und links in den Gängen Schließfächer. Die werden jede Pause genutzt, um die Bücher für die nächste Stunde zu holen. In Amerika gibt es nämlich keine festen Klassenzimmer, sondern der Lehrer hat sein Zimmer und die Schüler gehen zu ihm. Den Schulstoff, welchen die Schüler dort lernen, kannte ich größtenteils schon. Die Schule war unglaublich leicht. Ich musste kaum lernen und Hausaufgaben gab es selten. Der Unterricht selbst war ebenfalls anders. Sich melden kennt man gar nicht, stattdessen wird wild geantwortet und laut geredet.

Arbeiten werden nur im “Multiple Coice System“ geschrieben. Das heißt, es gibt drei oder vier verschiedene Möglichkeiten zu antworten. Selbst in Mathe ist der Lösungsweg völlig unwichtig.

Das Wichtigste in meiner High School: Sport

Viel wichtiger ist der Sport in der Schule. An meiner Schule gab es viele verschiedene Sportangebote. Eines der wichtigsten Sportarten war Basketball. Ich war bei fast allen Spielen dabei und habe sie zusammen mit meinen Freunden angeschaut. Einige haben natürlich auch mitgespielt. Unsere Schule hatte eine sogenannte “Student Section“, wo Schüler und Schülerinnen, die nicht mitspielten, das Team anfeuern konnten. Die Stimmung war bei jedem einzelnen Spiel unbeschreiblich toll und man hat gemerkt, wie sich alle untereinander verstanden haben und der Zusammenhalt riesig war. Ich selbst war im Track&Field Team dabei. Fast jedes Wochenende und auch unter der Woche waren Wettkämpfe. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und dadurch habe ich auch neue Freunde kennengelernt.

Meine Freizeitgestaltung in Oklahoma

Da ich mit meiner Gastschwester in die gleiche Klasse ging, hatten wir auch so ziemlich dieselben Freunde. Anfangs war dies etwas schwierig. Ich war automatisch immer bei ihr und ihren Freunden. Nach wenigen Wochen habe ich auch neue Freunde gefunden, mit denen sie nicht besonders viel zu tun hatte. Alle waren aber unglaublich nett und ich hatte das Gefühl, dass ihnen unsere Freundschaft sehr wichtig war. Die typisch amerikanische “Oberflächlichkeit“ habe ich eher selten gemerkt.

Mit der Zeit habe ich mich mit meiner Gastschwester super verstanden und wir haben fast alles zusammen gemacht. An manchen Abenden haben wir zusammen Fernsehen geschaut und obwohl mein Zimmer gleich nebenan war, habe ich bei ihr übernachtet**. Sie ist für mich wie eine richtige Schwester geworden.**

In meiner Freizeit habe ich sehr viel mit Freunden gemacht. Unter der Woche sind sehr oft Freunde nach der Schule zu uns nach Hause gekommen. Eher seltener war ich bei meinen Freunden zu Hause, aber das hat mir nichts ausgemacht. Nach der Schule war ich auch oft mit meiner Gastschwester draußen bei den Tieren. Als die Track Season Ende März begann, war jeden Tag nach der Schule eine Stunde Training. An den Wochenenden war ich meistens weg. In den ersten Monaten war ein Basketballspiel nach dem anderen. Später hatte ich dann Wettkämpfe oder wir sind nach Oklahoma City gefahren. Dort hat die Tante mit ihrem Mann und ihren Kindern gewohnt.

Das Zusammenleben in meiner Gastfamilie

Erstaunlicherweise hatte ich sehr selten Heimweh. Von richtigem Heimweh kann man eigentlich gar nicht sprechen. Natürlich waren die ersten Tage die schwierigsten. Die Zeitumstellung hat mir sehr zu schaffen gemacht und auch die neue Umgebung war erst einmal merkwürdig. Aber schon an meinem dritten Tag war von den gemischten Gefühlen nichts mehr zu spüren. Ich habe mich bei meiner Gastfamilie sehr wohl gefühlt und mir ging es bestens. Ich habe mich auf alles, was ich getan habe, gefreut und habe es genossen, so etwas Tolles erfahren zu dürfen. An zwei oder drei Wochenenden im Februar haben wir das ganze Wochenende nichts gemacht und ich habe mich gelangweilt. Meine Familie und Freunde in Deutschland waren schon im Bett und bei mir war erst der halbe Tag vorbei. Ich habe aber dann mit meiner Gastmutter geredet, was sehr geholfen hat. Sie konnte mich total verstehen und hat gesagt, dass wir so viel wie möglich unternehmen, damit mir nicht langweilig wird. Außerdem bin ich sehr oft zu meiner Gastschwester ins Zimmer gegangen und wir haben zusammen Fernsehen geschaut. Nach diesem Gespräch ging es mir sehr gut und ich hatte die restlichen Monate absolut kein Heimweh mehr.

Das Leben in meiner Gastfamilie war sehr anders als das in Deutschland. Es hat mir jedoch unglaublich gut gefallen. Meine Gasteltern waren in Rente, da sie beim Militär waren und ihren Dienst nur eine gewisse Zeit ausüben durften. Sie haben sehr oft Fernsehen geschaut. Generell hatte ich das Gefühl, dass Amerikaner den ganzen Tag nur fernsehen. Auch wenn ich bei Freunden war, lief der Fernseher ständig.

Gegessen haben wir meistens zusammen, doch es kam auch vor, dass jeder in seinem Zimmer alleine gegessen hat. Da ich das von zu Hause natürlich nicht gewöhnt war, ging ich ab und zu zu meiner Gastschwester ins Zimmer und habe dort gegessen. Oftmals sind wir in unsere Nachbarsstadt gefahren und haben dort gegessen, oder wir haben etwas bestellt.

Meine schönsten Erinnerungen

Eine meiner schönsten Erinnerungen an meinen Schüleraustausch, ist der Urlaub in Florida. Ich war mit meiner Gastschwester über Spring Break bei einer Tante, die in der Nähe von Miami gewohnt hat. Obwohl wir nur eine Woche Ferien hatten, flogen wir für 12 Tage. Es war unglaublich schön in Florida und ich habe mich wie im Film gefühlt. Alles war grün und überall sah ich Palmen. Dort habe ich eine wunderschöne Zeit mit meiner Gastschwester verbracht.

Auch eine bleibende Erinnerung ist mein Prom, das ist der Abschlussball am Ende des Schuljahres. Ich bin mit einem Senior hingegangen und es war ein sehr toller Abend. Meine Gastschwester wurde auch zum Prom gefragt, sodass wir alles gemeinsam erledigen konnten. Wir kauften unsere Kleider zusammen, die Schuhe und suchten schöne Frisuren aus. Für Amerikaner ist der Abschlussball eines der wichtigsten Ereignisse im Schuljahr. Obwohl der eigentliche Ball nur wenige Stunden dauert, fährt man über eine Stunde in die Stadt,  um Haare und Make-up gemacht zu bekommen. Nach dem Ball gab es an meiner Schule einen “After-Prom“. Wir sind um zwei Uhr nachts nach Oklahoma City gefahren und waren in einer Spielhalle mit verschiedenen Attraktionen. Um fünf Uhr morgens gingen wir gemeinsam frühstücken und fuhren am frühen Morgen wieder zurück nach Hause.

Der Abschied 

Der Abschied von meiner Gastfamilie und meinen Freunden ist mir sehr schwer gefallen. Ich habe so viele tolle neue Freunde gefunden und auch meine Gastschwester ist mir sehr ans Herzen gewachsen. Ich habe schnell gemerkt, dass nicht der Ort entscheidend ist, sondern die Gastfamilie und das Umfeld. Auch wenn ich nicht in Kalifornien war, hatte ich eine unbeschreiblich tolle Zeit. Ich habe in den fünf Monaten unzählige neue Eindrücke gesammelt und ich bin mir sicher, dass ich diese nie mehr vergessen werde.

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